Benutzername: Passwort:
AutorThema: Hinterradantrieb
Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 15:21

Wir haben in Kuba einen 2140, mit vielen Fremdteilen, wie es dort so üblich ist, siehe Eintrag im Register. Wir haben jetzt das Differential verloren und ein anderes, gebrauchtes mit der serienmässigen Übersetzung von 38/9 Zahnrädern, d.h. 1:4,22 besorgt. Eingebaut war ein 35/9 Zahnradpaar, dh die Übersetzung war 1:3,89. Diese lange Übersetzung passt viel besser zum niedrigdrehenden Dieselmotor. Kann mir jemand sagen, ob diese Übersetzung von Moskvitsch serienmässig zu haben war, oder ob das Zahnradpaar aus einen anderen Russischen Auto stammt?

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 15:29

Ich sehe gerade, daß das Thema schonmal diskutiert wurde, und daß wir offenbar die lange Übersetzung von den späteren 2140 Modellen haben. OK, verzeihung, habe vorschnell gepostet.

❝...❞ 👍

Chris601

Beiträge: 723
dabei seit: 12/2008

05.08.2017 - 15:45

Kein Problem! Schön, hier Leute aus Kuba zu treffen.

Du schreibst sehr gut deutsch. Stammst du aus Deutschland?

Fährst du einen Diesel im Moskwitsch? Und wenn ja: welchen?

❝...❞ 👍

Chris601

Beiträge: 723
dabei seit: 12/2008

05.08.2017 - 15:47

Ich glaube, von deinem speziellen Auto wären mal ein paar Bilder hier willkommen (wegen der vielen Fremdteile).

Und überhaupt würde ich gern viel mehr über das Leben und Schrauben eines kubanischen Moskwitschfahrers erfahren. 🙂

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 16:42

Hallo Chris, danke für die Antwort.

Ich bin Deutscher, der für ein Jahr mit der Familie nach Kuba zieht. Familie ist schon drüben, ich bin noch 2 Wochen hier. Da man in unserer Gegend (Granma) wie in ganz Kuba ohne Transport aufgeschmissen ist, haben wir im letzten Sommer Auto gesucht, und als wir zurück mussten, meinen Schwager losgeschickt weiter zu suchen. Ich erspare dir die Geschichte von Chevy 57 mit Toyota Motor, der mich, als ich den Oelstab zog, vollspritzte, weil die Kolbenringe völlig fertig waren.
Schwager hat es dann geschafft Kubas schlechtesten Moskvitsch für 17.000 € zu kaufen. Der Preis ist normal für Kuba. Bloss beim Auto hat Schwager auf nichts geachtet, und der Wagen musste schon beim Abholen abgeschleppt werden. Ich werde irgendwann mal die ganze Geschichte aufschreiben, ist sehr lang und voller Tränen. Und wird jeden Monat länger wenn wieder was bricht.
Wie ich im Mossi Register angegeben habe, hat er den DW8 Motor von Peugeot, ein Toyota Hiace Fünfganggetriebe, das mit der Flex angepasst wurde, hinten Lada Bremsscheiben, mit Bremszangen von Honda Civic VII. Woher die Bremszangen gekommen sind, weiss ich nicht, ich habe noch nie einen Civic in Kuba gesehen. Im Innenraum hat man die schönen originalarmaturen entfernt, und das blöde Plastikstück von einem Kia Pikanto über die ganze Breite eingebaut. Das schlimmste ist das man die Ventilationsanlage entfernt und alle Öffnungen zugemacht hat. "Weil mal Klima rein soll".
Als Schwager mir von dem Auto schrieb, hatte es angeblich Klima. Was er hat ist eine zugespachtelte Karrosserie, einen Klimakompressor mit unbekannter Herkunft, und ein Kühler der "für Klima" ist.
Die Frage ist, warum mein Schwager, der nichts von Autos versteht, ein Auto für mich kauft, der seit 50 Jahren an Autos und Motorrädern bastelt? Frag meine Frau, eine Kubanerin. Oder frag Tante Virgen, eine Santera, die mit den Geistern sprechen kann. Beide Antworten werden gleich viel Sinn machen.
Ein Grund daß das Auto so teuer war, ist das Moskvitsch in Kuba gerade voll in sind. Vor zwei Jahren fuhren noch überall "Maquinas" (alte Amerikaner), jetzt kommen einem bloss noch Mockos entgegen. Ich bitte um Verzeihung für den herablassenden Ausdruck, aber ich nenne ihn nur noch "el Mocko". Als ich ihn zum ersten mal sah, fand ich 22 Mängel. Inzwischen sind es mehr. Bilder stelle ich gerne ein, aber ich weiss nicht wie, da ich keine Bilder auf virtuellen Seiten habe.

❝...❞ 👍

Sport-Lu

Beiträge: 367
dabei seit: 12/2015

05.08.2017 - 17:18


17000 Euro???
Wirklich?

Gruss Jörn!

❝...❞ 👍

Chris601

Beiträge: 723
dabei seit: 12/2008

05.08.2017 - 17:32

Danke Odel für diese erste Geschichte!
Ja, die kubanischen Probleme kann ich mir gut vorstellen. Aber dazu sagen kann ich mangels Erfahrung leider nichts.
Als Moskwitsch-Fans finde(n) ich/wir es natürlich toll, dass bei euch der Moskwitsch so hoch im Kurs steht (nicht finanziell gemeint). Zur Preisgestaltung für kubanische Gebrauchtwagen kann ich leider ebenfalls nichts sagen, aber die muss wohl allgemein ziemlich schräg sein. (Ich kenne das bedingt aus Afrika, wo man alte Autos oft viel teurer verkaufen kann als in Europa.)

Wegen der vielen Fremdteile wirst du hier leider kaum auf Hilfe hoffen können aber BITTE BITTE lass uns an der bisherigen und weiteren Geschichte teilhaben. Das klingt alles hochspannend!

Du hast hier unten einen Knopf "neues Bild". Damit kannst du Bilder ind Forum hochladen.

Mit unserer Literaturecke (teilweise auch in spanisch!) bekommst du u.U. auch beu euch Hilfe. Aber ich fürchte mit Standard-Reparaturmethoden (oder gar mit Originalteilen) kommt man bei euch nicht weit...

❝...❞ 👍

Ulli

Beiträge: 100
dabei seit: 09/2012

05.08.2017 - 19:16

17000 Euro! Sag‘ mal, jetzt nur mal so: wäre es da nicht besser gewesen, sich einen Mossi hier in Deutschland zu kaufen und den nach Kuba zu schicken? Also mit allen, was so dazu gehört, Transport, Zoll, Schmiergelder und Bestechungen, da wäre es bestimmt nicht finanziell besser geworden, aber Du hättest eine Karre zum Fahren.

Ich weiß zwar jetzt nicht, wie die Möglichkeiten sind einer Einfuhr eines PKW nach Kuba und ob so etwas überhaupt geht, aber mit reichlich Schmiergeldern sollten doch auch da sich gewisse Möglichkeiten eröffnen können.
Also, war jetzt nur mal so eine Frage eines völlig Unwissenden.🙂

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 20:51

An Sport-Lu, ja wirklich 17.000, obwohl inzwischen habe ich wohl 23.000 ausgegeben. Dafür hat Schwager schon die ersten 1000 wieder reingeholt. Wenn man in Kuba ein Auto hat, kann man laufend Geld verdienen, wenn man Passagiere mitnimmt.

An Ulli: Wer sich die Preise nicht vorstellen kann, braucht nur mal über die Grenze nach Dänemark zu fahren. Dort gilt 180% Einfuhr + 25% Mwst. auf neue Autos.
Und nein man kann nicht einfach ein Auto einführen. Dann würde es jeder tun. Du kannst natürlich ins Geschäft gehen und einen neuen Geli oder Peugeot für 60-80.000 kaufen. Ich wollte lieber einen guten Mossi oder einen 54er Chevy mit Benzinmotor für 12 bzw. 9000.

Aber Chefin bestand darauf dass wir einen Diesel kaufen, weil Benzin soviel wie bei uns kostet, während wir Diesel für 25 cent kriegen. Dass wir um den Unterschied aufzuwiegen erstmal zigtausend kilometer fahren müssen, konnte ich ihr nicht vorrechnen.
Fahrzeuge werden in Kuba nach dem Nutzwert gehandelt. Daher kriegt man für eine Schrott Ural 3000 Euro, weil man daraus ein dreirädriges Lastenmotorrad bauen kann. Ein V8 Benziner liegt unter 10.000 es sei denn es ist ein Kabrio mit dem man in Havanna Touristen durch die Stadt fahren kann.

Aber ich komme vom Thema Moskvitsch ab. Vielen Dank für die Gute Dokumentation. Da habe ich schon im Frühjahr in Kuba von Gebrauch gemacht. Da musste ich mich in den Hot-spot im Stadtpark setzen, eine Internetkarte kostet 1,50 für eine Stunde, und die Seiten laden so langsam, das man vorher genau wissen muss was man braucht.

Ich muss jetzt versuchen einen 35/9 Zahnradsatz aufzutreiben. Schwager klagt über den anderen. Der Peugeot DW8 hat zwar auch 70 PS, aber die treten 1000/min früher auf.

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 20:52

Hier der Mocko auf der schönsten Strecke Kubas, zwischen Pilón und Chivirico.

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 20:55

Manchmal Arbeitet der Elektriker bis um Mitternacht am Auto. Dann muss natürlich der Motor angeworfen werden, um zu sehen ob der Thermostat den Ventilator startt. Oh, und der Alarm geht auch. Die Nachbarn nehmen das so hin.

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 20:56

Warum der Elektriker so arbeiten muss? Weil sich hinter der schönen Plastikverkleidung aus dem Kia, dieses Vogelnest versteckte.

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 21:02

Der Peugeot DW8 Dieselmotor. Den Dieselfilter habe ich mitgebracht. Als Schwager ihn kaufte, hatte er nur ein Sieb. Kein Wunder daß das Auto stehen blieb! Ich versuchte am Telefon zu erklären, dass er deie Dieselpumpe reinigen sollte. Stattdessen liess er den Motor auf Übergrösse bohren und setzte neue Kolben und Ringe ein. Kein Witz! Die hören immer nur auf den letzten der am lautesten geredet hat! Danach lief der Motor natürlich immer noch nicht.

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 21:05

Die gleiche Strecke an der Küste. Zum erstenmal bin ich hier mit einem Auto stecken geblieben. Hinterher erfuhr ich, dass ein Hochwasser die Steine gelockert hatte und sogar ein LandRover fast stecken blieb. Als ich die Kamera zückte, rannten die "Helfer" weg. "Helfer" weil die Geld wollten.

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

05.08.2017 - 21:10

Das Plastikarmaturenbrett zugeschnitten und reingeklatscht. Da freut man sich über jedes Warnlicht das geht. Tacho und Drehzahlmesser werden eines Tages auch funktioniren. Da wird irgendwas angepasst. Der Elektriker kriegt 20 € für eine Woche Nachtarbeit.

❝...❞ 👍

Ulli

Beiträge: 100
dabei seit: 09/2012

06.08.2017 - 00:00

Finde ich aber irgendwie cool. Wenn beim Hantieren am Aggregat mitten auf der Straße gleich die gesamte Nachbarschaft mit herumsteht, kluge Sprüche klopft oder auch helfen will.

Hier in Deutschland ist das etwas anders. Da dauert es nicht allzu lange, bis irgend so ein Neider oder auch Wichtigtuer das Ordnungsamt holt. Früher war das eben auch mal anders.

Bei den Geldsummen, welche Du nennst, frage ich mich, wie viele Menschen können sich in Kuba einen fahrbaren Untersatz leisten? Ich kann mir eigentlich nicht verstellen, dass die Leute so mit dem Geld herummachen können. Allein schon der Wochensatz Deines Elektrikers sagt mir, der Mann muss ganz schön ackern, um auf eine Summe zu kommen.

Übrigens sind die Basteleien an Deinem Auto schon sensationell. Bislang dachte ich immer, osteuropäische Autofahrer waren die Meister ihres Faches, aber Kuba ist wohl noch eine andere Qualität. Einerseits verständlich, man will da sein Töfftöff am Laufen halten, aber das Ding mit dem Armaturenbrett ist neu. Sozusagen, man geht mit der Zeit und mag es dabei auch "modern".

Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinem Auto und das alles so klappt, wie Du es Dir denkst. Hoffentlich hast Du in Kuba dann auch eine Möglichkeit, halbwegs an Ersatzteilmaterial zu kommen.

Gruß Ulli

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

06.08.2017 - 09:05

Ulli,

es ist richtig, die wenigsten können sich ein Auto leisten. Und wenn man ein Auto hat, muss es arbeiten. Einfache Rechnung: an Tagen wo ich es nicht brauche überlasse ich das Auto einem Fahrer, der mir dafür 15 € pro Tag zahlen muss. Gleichzeitig muss er das Auto warten und Diesel kaufen. In unserer Gegend kann man mit einem "guten" Auto im Schnitt am Tag 45 € verdienen. 15 für den Fahrer, 15 fürs Auto, 15 für den Besitzer. Bei 250 Arbeitstagen im Jahr hat sich das Auto in 5 Jahren bezahlt.

Bis in die 80'er Jahre konnten die jahresbesten Arbeiter in der Zuckerernte billig einen Mossi als "Stimulus" erwerben. Da kommt unserer wohl auch her. Wenn ich eine Baseballkappe auf meine weissen Haare stülpe, und mich etwas geduckt hinsetze, werde ich of an den Kontrollpunkten einfach durchgewinkt, während hinter mir die Touristen mit ihren weissen Geely's angehalten werden...

Hier könnt ihr Autopreise in Kuba checken. Ein Diesel heisst "Petrolero". XUD ist der Vorgänger vom DW8 bei Peugeot. Übrigens besser für den Mossi geeignet:

http://www.cogetucarro.com/es/product/detail/6593

Moskvitsch 2140 in Havana, Motor Nissan mit 5 gang getriebe, Moskvitsch Differential, 4 neue Reifen, Lada Stosstangen, Kia Felgen, Karosserie intakt, neuer Inneraum, mit Sitzen aus einem Geely (viel Glück, die sind hart und wackelig...), Sony CD-spieler, viele Ersatzteile, 18000 CUC.

❝...❞ 👍

Nilson

Beiträge: 343
dabei seit: 07/2015

06.08.2017 - 11:05

Hallo,

sehr interessant, das mal so "nah" zu sehen.
Eigentlich könnte man sagen, so eine Bastelbude, aber irgendwie erinnert es an die gute alte Zeit, wo wir immer versucht haben, die Teile von neueren Modellen oder gar Westwagen zu verbauen.

Was mich aber wundert ist, du gibst dein Auto für 15 Euro am Tag weg. Zum einen deckst du doch bestimmt damit nicht den Verschleiß ab, zum anderen - was ist, wenn der dir den Wagen schrottet? Ist das Risiko nicht zu hoch?

Gruß Jens

❝...❞ 👍

Odel

Beiträge: 12
dabei seit: 08/2017

06.08.2017 - 11:26

Hallo Jens, "hay que ariesgarse.." in Kuba ist alles immer mit Risiko verbunden...

15 für den Fahrer, 15 zur Wartung, 15 für mich. Das geht wenn man einen guten Fahrer hat, der das Auto nicht tötet und sich die guten Touren aussucht.

In Havanna ist 30, 30, 30 möglich. Oder bei den US Cabrios, die schwitzende Touristen über den Malekon fahren, noch viel mehr.

Teile: Sowas wie die lange Übersetzung fürs Differential ist schwierig. Aber sonst kann man viele Teile billig finden, wenn man Zeit hat und in sich in der Welt der Fahrer bewegt. Bei meiner Ural sah alles erst sehr schlecht aus, und dann tauchten nach und nach in der Nachbarschaft 14 Motorräder auf, von denen ich Teile kaufen kann.

❝...❞ 👍

Klaus Köpke

Beiträge: 404
dabei seit: 02/2009

06.08.2017 - 17:23

Hallo Odel,ich finde es fantastisch, das du dich mit diesem Beitrag auf unserer Seite meldest.Allein schon mal die Entfernung u.dann auch noch dein tolles Auto.Und wir alten "Ossis" haben gedacht, wir haben schon alles gesehen.Halte uns mal auf dem Laufenden wie es weitergeht.Viele Grüße nach Kuba!

❝...❞ 👍

zurück zur Übersicht